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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Reise | 8.9.2006
Neue Besucherordnung für das Prager Wahrzeichen auf dem Burgareal

Prag - Für Empörung bei den mehrheitlich atheistischen Tschechen und Ärger bei den oftmals überraschten ausländischen Besuchern der tschechischen Hauptstadt sorgt das rasante Vorgehen der Kirche als dem neuen Eigentümer des Prager Veitsdoms.

Erst am Mittwoch waren nach jahrelangem Rechtstreit die Eigentumsrechte an der vielleicht sehenswürdigsten aller Prager Sehenswürdigkeiten an die katholische Kirche zurückübertragen worden: Noch am selben Tag führte das Metropolitankapitel, dem neuer Verwalter des Veitsdoms, eine neue Besucherordnung und Eintrittsgeld ein, wie tschechische Medien heute berichten.

Ohne einen Griff in die Geldbörse kommen Besucher am Eingang nun nur noch ein paar Schritte weit. Um das Seitenschiff oder die Kapelle besichtigen zu können wird jetzt gleich zur Kasse gebeten.

Dabei wurde schon die Rückübertragung des von den Kommunisten enteigneten nationalen Heiligtums an die katholische Kirche von vielen Tschechen als eine Art feindliche Übernahme empfunden. So ist der öffentliche Ärger wenig überraschend.

„Ich hoffe nur, dass das nicht der allerletzte Stand ist. Ich glaube, dass das Oberste Gericht oder das Verfassungsgericht die Kathedrale zurück in die Hand des Staates überträgt. Dann sollten sich der Präsident, Premier, der Vorsitzende des Parlaments und der Kardinal auf irgend ein Gesetz einigen, das die Kompetenzen gegenüber dem Dom aufteilt und auch sittliche Fragen regelt, wie zum Beispiel die Erhebung von Eintrittsgeld in der Kirche“, zitiert der Online-Dienst der Tageszeitung Lidové noviny (Prag) den Historiker und Schriftsteller Zdeněk Mahler, einen der größten Gegner der Rückübertragung der Prager Dominante an die Kirche.

Katholische Kirche: Business as usual

Auch als die Verwaltung des Domes dem tschechischen Staat, beziehungsweise der Verwaltung der Prager Burg oblag, wurde zwar Eintrittsgeld verlangt. Allerdings nur für den hinteren Teil des Domes mit dem Hauptaltar. Den Sakralbau konnten so Prager, ob gläubig oder nicht, zum Beten oder Meditieren problemlos auch regelmäßig besuchen. Das ist nun vorbei und wird teuer.

Dabei protestierten in der Vergangenheit gerade christliche Politiker häufig gegen diese Praxis: „Ich halte es für absurd, dass Gläubige für den Eintritt in ihr Kirchengebäude bezahlen“, erklärte beispielsweise vor zwei Jahren der christdemokratische Parlamentsabgeordnete Jiří Karas.

Das Metropolitankapitel behauptet dagegen, dass die deutliche Verringerung des eintrittsfreien Raumes die einzige unangenehme Überraschung sei und sich ansonsten wenig am wirtschaftlichen Betrieb des Gotteshauses ändern werde. Gegenüber den Gläubigen werde sich die Kirche weiterhin offen verhalten, so sei der Eintritt während der Gottesdienste weiterhin kostenlos, ebenso für Pilger bei denen ein Priester als Begleitung die Eintrittskarte ersetze.

Normalen Besuchern ermöglicht es die Kirche nun, sich gegen Gebühr auf eine der Bänke zu setzen und erlaubt es auch dabei zu fotografieren. Geplant sei zudem die Einführung von Mehrfachtickets. (nk) 

Themen: Veitsdom, Katholische Kirche, Eigentumsrestitution

Seitenblick

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Die Hauptidee des Kulturverbandes liegt in der Erhaltung der Volkskultur und der deutschen Sprache der Minderheit. Das Prager Büro des Verbandes befindet sich im Haus der Nationalen Minderheiten (Dům národnostních menšin) in Vinohrady, unweit der Metrostation und Tramhaltestelle I.P. Pavlova.
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Prag einmal aus anderer Perspektive erleben: nämlich bei einer privaten Party oder einer Firmenveranstaltung von einem Flussdampfer von der Moldau aus.

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